Als ich gestern die Nachricht von der Einrichtung einer Corona-Enquete-Kommission las, durchfuhr mich eine Mischung aus Erleichterung und Ungeduld. Endlich beginnt Deutschland mit der systematischen Aufarbeitung dieser einschneidenden Krise. Drei Jahre nach dem ersten Lockdown wird nun untersucht, was richtig lief und wo wir als Gesellschaft dazulernen müssen.
Die Tragweite der Pandemie-Maßnahmen kann kaum überschätzt werden. Von Schulschließungen bis hin zu Kontaktbeschränkungen – unser Alltag wurde komplett umgekrempelt. Besonders in Erinnerung geblieben ist mir der Anblick leerer Spielplätze, abgesperrt mit rot-weißem Flatterband. Karl Lauterbach selbst räumte kürzlich ein: «Einige Maßnahmen waren überzogen.» Genau solche Reflexionen brauchen wir jetzt. Der NDR berichtete, dass die Kommission aus Bundestagsabgeordneten und externen Sachverständigen bestehen wird. Sie soll nicht nur politische Entscheidungen analysieren, sondern auch deren gesellschaftliche Auswirkungen. Letzten Sommer stand ich im Gespräch mit einer Lehrerin, die mir mit Tränen in den Augen von den Lernrückständen ihrer Schüler erzählte.
Die Corona-Aufarbeitung kommt spät, aber nicht zu spät. Sie bietet die Chance, Wunden zu heilen und Vertrauen zurückzugewinnen. In einer Zeit, in der Polarisierung zunimmt, könnte dieser Prozess wieder mehr Menschen ins demokratische Gespräch zurückholen. Eines steht fest: Die nächste Krise kommt bestimmt. Die Frage ist nur, ob wir dann besser vorbereitet sein werden.