Gestern erreichte uns eine Nachricht, die in der Hamburger Kulturszene für Verwunderung sorgt. Demis Volpi, der designierte Nachfolger von John Neumeier beim Hamburg Ballett, verlässt die Kompanie überraschend. Erst im letzten Jahr wurde er als künftiger Intendant vorgestellt. Nun folgt die plötzliche Trennung – mitten in der Übergangsphase zur neuen Spielzeit.
«Nach intensiven Gesprächen haben wir gemeinsam festgestellt, dass unsere Vorstellungen für die Zukunft des Hamburg Ballett zu unterschiedlich sind», erklärte Hamburgs Kultursenator Carsten Brosda zur Trennung. Diese diplomatische Formulierung lässt Raum für Spekulationen. Als ich vergangene Woche eine Probe besuchte, war von Spannungen nichts zu spüren. Die Tänzerinnen und Tänzer wirkten fokussiert, die Atmosphäre professionell. Doch hinter den Kulissen brodelte es offenbar. Volpi, der bisher das Ballett am Rhein leitete, sollte eigentlich die Nachfolge der Hamburger Ballettlegende John Neumeier antreten, der die Kompanie seit 1973 prägt. Die Fußstapfen waren groß – vielleicht zu groß?
Die Kulturbehörde versichert, dass der Spielbetrieb gesichert sei. Neumeier selbst bleibt dem Ballett bis 2025 als Berater erhalten. Für mich zeigt dieser Fall, wie herausfordernd Übergänge in Kulturinstitutionen sein können. Persönliche Visionen und gewachsene Traditionen prallen aufeinander. Die Tanzwelt schaut nun gespannt auf Hamburg: Wer wird den Takt künftig angeben?