Ein Straßenbahnfahrer der Dresdner Verkehrsbetriebe (DVB) wurde nach einem Unfall mit einer Fußgängerin entlassen. Der Vorfall, der sich in der vergangenen Woche ereignete, wirft Fragen zur Sicherheit im öffentlichen Nahverkehr und zum Umgang mit Unfällen auf.
Nach Informationen aus dem Unternehmen fuhr der betroffene Mitarbeiter eine Frau an, die die Gleise überquerte. Die Fußgängerin erlitt mittelschwere Verletzungen und musste ins Krankenhaus eingeliefert werden. Die DVB begründet die Entlassung mit «schwerwiegenden Fehlern im Fahrverhalten», die nach einer internen Untersuchung festgestellt wurden.
Der Fahrer soll die vorgeschriebene Sorgfaltspflicht verletzt haben. «Unser oberstes Gebot ist die Sicherheit der Fahrgäste und aller Verkehrsteilnehmer», erklärt DVB-Sprecher Falk Lösch. «Bei diesem Unfall hat unsere Untersuchung ergeben, dass grundlegende Sicherheitsregeln nicht eingehalten wurden.»
Die Gewerkschaft Verdi kritisiert die schnelle Entscheidung der Verkehrsbetriebe. «Ein solcher Schritt ohne Abwarten des offiziellen Untersuchungsergebnisses der Polizei ist ungewöhnlich», sagt Gewerkschaftsvertreter Thomas Bergner. «Straßenbahnfahrer stehen unter enormem Druck und Unfälle können trotz aller Vorsicht passieren.»
Die Polizei Dresden bestätigt, dass die Ermittlungen zum genauen Unfallhergang noch laufen. Videoaufnahmen aus der Straßenbahn und Zeugenaussagen werden derzeit ausgewertet. Ein abschließendes Ergebnis liegt noch nicht vor.
Anwohner aus dem Unfallgebiet berichten von einer problematischen Verkehrssituation an der betroffenen Stelle. «Viele Fußgänger überqueren hier die Gleise, obwohl sie die Ampel nutzen sollten», erklärt eine Anwohnerin, die in der Nähe der Unfallstelle wohnt. «Die Straßenbahnen fahren hier recht schnell, das ist eine gefährliche Kombination.»
Die DVB verzeichneten im vergangenen Jahr insgesamt 132 Unfälle mit Beteiligung von Straßenbahnen, davon 27 mit Fußgängern. Das Unternehmen betont, dass die Sicherheitsstandards regelmäßig überprüft und Fahrer geschult werden.
Der entlassene Fahrer war nach Angaben der Verkehrsbetriebe seit acht Jahren im Unternehmen tätig und bislang nicht durch Unfälle aufgefallen. Er hat rechtliche Schritte gegen seine Kündigung eingeleitet.
Fahrgastverbände fordern nach dem Vorfall verstärkte Aufklärungskampagnen zur Sicherheit im Straßenbahnverkehr. «Sowohl Fußgänger als auch Fahrer müssen für die Gefahren sensibilisiert werden», betont Silvia Weber vom Dresdner Fahrgastverband. «Eine Straßenbahn hat einen langen Bremsweg und kann nicht ausweichen.»
Die DVB kündigten an, in den kommenden Wochen ihre Sicherheitskonzepte zu überprüfen und gegebenenfalls anzupassen. Auch eine Verbesserung der Sichtbarkeit von Fußgängerübergängen an kritischen Stellen wird in Betracht gezogen.