Es war wie ein Naturereignis, als über 2.000 Dynamo-Fans am Wochenende das beschauliche Weida überfluteten. Die kleine thüringische Stadt mit ihren 8.000 Einwohnern erlebte beim Pokalspiel gegen Dynamo Dresden einen Ausnahmezustand. Was als Fußballfest geplant war, entwickelte sich stellenweise zum Chaos.
Der Sportplatz am Roten Hügel platzte aus allen Nähten. Fans kletterten auf Dächer, Bäume und Zäune, um einen Blick auf das Spielfeld zu erhaschen. Das Ordnungspersonal stand dem Ansturm hilflos gegenüber. «Wir haben mit viel gerechnet, aber nicht mit dieser Wucht», erzählte mir ein sichtlich erschöpfter Vereinsmitarbeiter nach dem Spiel. Trotz des 0:10 für Dresden blieb die Stimmung überwiegend friedlich, auch wenn vereinzelt Pyrotechnik gezündet wurde.
Besonders beeindruckend war die Verwandlung des Ortes. Bereits am Vormittag färbten gelb-schwarze Schals die sonst so ruhigen Straßen bunt. In der Gaststätte «Zur Linde» erlebte ich, wie der Wirt verzweifelt versuchte, den unerwarteten Ansturm zu bewältigen. «In zwei Stunden haben wir mehr Bier verkauft als sonst in zwei Wochen», berichtete er kopfschüttelnd.
Die Dynamofans hinterließen nicht nur sportliche Eindrücke. Die örtliche Bäckerei verkaufte ihre kompletten Tagesvorräte, während die Polizei mit einem Großaufgebot präsent war. Was bleibt, ist eine Mischung aus Überforderung und Faszination. Ein kleiner Verein im Rampenlicht – und die Erkenntnis, dass Fußballkultur manchmal wie eine Naturgewalt sein kann.