Nach Lindners Rücktritt: Die FDP versucht einen Neustart mit Vierer-Spitze
Der Herbstwind fegt durch die liberale Parteilandschaft. Christian Lindner, seit fast zehn Jahren das Gesicht der FDP, tritt zurück. Seine Entscheidung kam für viele überraschend – oder war sie nach dem Ampel-Aus vielleicht doch absehbar? Die Partei steht nun vor einem grundlegenden Umbruch.
Beim gestrigen Krisentreffen entschied der Bundesvorstand, die Macht künftig auf vier Schultern zu verteilen. Bijan Djir-Sarai, Marie-Agnes Strack-Zimmermann, Christian Dürr und Volker Wissing sollen gemeinsam die Partei aus ihrem Umfragetief führen. Eine ungewöhnliche Konstellation, die an ein liberales Direktorium erinnert. «Wir brauchen jetzt Teamplay statt One-Man-Show», erklärte Strack-Zimmermann nach der Marathon-Sitzung.
Die Herausforderungen sind gewaltig. Mit aktuellen Umfragewerten um vier Prozent kämpft die FDP um ihre parlamentarische Existenz. Der Bruch der Ampel-Koalition hat tiefe Spuren hinterlassen. Ich erinnere mich an Lindners stolze Worte bei seinem ersten Amtsantritt 2013. Damals versprach er eine «Erneuerung aus der Mitte der Gesellschaft». Dieses Versprechen steht nun erneut im Raum.
Die Viererspitze plant einen grundlegenden Kurswechsel. Wirtschaftsliberale Positionen sollen gestärkt, das Profil geschärft werden. Die FDP will zurück zu ihren Kernthemen. Ob dieser Neuanfang gelingt, bleibt abzuwarten. Die deutsche Parteienlandschaft verändert sich gerade fundamental – und mit ihr vielleicht auch das Verständnis liberaler Politik.