In der Morgendämmerung durchschnitt das Geräusch brechenden Stahls die Stille über dem Dortmund-Ems-Kanal. Ein Frachtschiff rammte eine Brücke bei Lingen im Emsland. Noch immer sind die genauen Umstände und das vollständige Ausmaß des Schadens unklar. Erste Bilder zeigen jedoch verbogene Metallträger und abgebrochene Betonteile, die ins Wasser ragen.
Die Wasserschutzpolizei sperrte den Kanalabschnitt umgehend für den Schiffsverkehr. Taucher untersuchen nun die Stabilität der Brückenkonstruktion. «Wir müssen zunächst sicherstellen, dass keine Einsturzgefahr besteht, bevor wir weitere Maßnahmen einleiten können», erklärte Einsatzleiter Markus Henning vor Ort. Die Ingenieure stehen vor einer komplexen Herausforderung.
Ich kam zufällig auf dem Weg zu einem Interview an der Absperrung vorbei. Der Anblick war beeindruckend: Einsatzkräfte, Blaulicht und besorgte Anwohner. Eine ältere Dame neben mir flüsterte: «Schon der dritte Unfall hier in zehn Jahren.» Die lokale Wirtschaft reagiert besorgt. Umleitungen bedeuten längere Transportwege und höhere Kosten für regionale Unternehmen.
Solche Infrastrukturzwischenfälle werfen Fragen zur Sicherheit unserer alternden Verkehrswege auf. Die Brücke stammt aus den 1970er Jahren – wie viele andere in Deutschland. Der Vorfall bei Lingen könnte ein Weckruf sein. Vielleicht braucht es manchmal einen Unfall, um uns daran zu erinnern, was unter unseren Füßen längst bröckelt.