Der gestrige Prozess am Landgericht Karlsruhe endete mit einem erschütternden Urteil: Ein 22-jähriger Fußballtrainer muss für 13 Jahre hinter Gitter. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass er drei Jungen aus seinem Verein schwer missbraucht hatte. Besonders verstörend: Er zwang die Kinder mit K.o.-Tropfen, machte sie gefügig und filmte seine Taten.
In den Gerichtssälen häufen sich Fälle von Missbrauch im Sportkontext. Die Täter nutzen gezielt das Vertrauensverhältnis zwischen Trainer und Schützling aus. «Sportvereine sind besonders gefährdet, weil sie auf Vertrauen basieren und oft eine familiäre Atmosphäre haben», erklärt Kriminologe Dr. Michael Weber. Die betroffenen Kinder schwiegen lange aus Scham und Angst. In meinen 15 Jahren als Kulturjournalistin habe ich immer wieder erlebt, wie schwer es Opfern fällt, über erlittenes Unrecht zu sprechen.
Der Verein reagierte mit Entsetzen und Selbstkritik. «Wir haben unser Schutzkonzept komplett überarbeitet«, so der Vorstandsvorsitzende. Prävention steht nun im Mittelpunkt – mit Schulungen und klaren Regeln für den Umgang mit Kindern. Erschreckend: Der Verurteilte hatte ein einwandfreies Führungszeugnis vorgelegt.
Dieses Urteil reiht sich ein in eine gesellschaftliche Entwicklung, bei der wir Missbrauch endlich nicht mehr tabuisieren. Was bleibt, ist die Frage: Wie schützen wir unsere Kinder effektiv, ohne ihnen die Freude am Sport zu nehmen? Eine Balance, die wir als Gesellschaft finden müssen – für eine unbeschwerte Kindheit.