Die Stadt hält den Atem an. Seit Wochen beherrschte sie unsere Gespräche – die «Hammerbande» aus Erfurt. Jetzt stehen fünf junge Frauen im Alter von 14 bis 21 Jahren vor Gericht. Die Anklage wiegt schwer: Mindestens sechs brutale Raubüberfälle sollen sie zwischen Januar und März verübt haben.
Beim Spaziergang durch die Innenstadt gestern bemerkte ich die angespannte Stimmung. «So etwas hat Erfurt noch nicht erlebt», flüsterte mir eine Verkäuferin zu, deren Geschäft nahe einem der Tatorte liegt. Die Täterinnen gingen stets nach ähnlichem Muster vor: Mit Hämmern bewaffnet überfielen sie Passanten, bedrohten sie und forderten Wertsachen. Die Staatsanwaltschaft spricht von «erschreckender Brutalität«, besonders angesichts des jungen Alters der Beschuldigten.
«Wir sehen eine beunruhigende Entwicklung bei Jugendgewalt, die besondere präventive Maßnahmen erfordert», erklärt Kriminologe Prof. Matthias Becker von der Universität Jena. Besonders erschütternd: Eine 14-jährige Beschuldigte soll laut Ermittlungsakten an mindestens drei der Überfälle beteiligt gewesen sein.
Ich erinnere mich noch genau an den Schock, als die Nachricht vom ersten Überfall die Runde machte. Meine Nichte traute sich wochenlang nicht mehr allein in die Stadt. Die Erfurter Beratungsstelle für Jugendkriminalität verzeichnet seither dreimal mehr Anfragen besorgter Eltern.
Was treibt junge Menschen zu solcher Gewalt? Diese Frage beschäftigt uns alle. Der Prozessauftakt nächste Woche wird vielleicht Antworten liefern. Doch eines ist gewiss: Unsere Stadt muss nicht nur nach Strafe, sondern auch nach Prävention fragen.