Article – Die Speisekarte von Franz Kafka wird jetzt in Dresden zum literarischen Genuss. Ein neu entdecktes vegetarisches Kochbuch mit Kafkas Lieblingsrezepten feiert Premiere im Stadtmuseum. Über 75 Prozent der Rezepte sind heute noch zubereitbar und spiegeln Kafkas Hinwendung zum Vegetarismus um 1910 wider.
In seinen Prager Jahren entwickelte Kafka eine tiefe Überzeugung für fleischlose Ernährung. «Kafka sah Tiere als Mitgeschöpfe, nicht als Nahrungsmittel», erklärt Kuratorin Heike Liebmann. Die Ausstellung zeigt originale Briefe, in denen der Schriftsteller von «klarerem Denken» durch vegetarische Kost berichtet. Besonders spannend: Kafkas Vorliebe für sächsisches Gemüse, das er bei Besuchen in Dresden schätzen lernte. Bei meinem Rundgang fiel mir auf, wie modern viele dieser 100 Jahre alten Rezepte wirken.
Die handschriftlichen Notizen offenbaren einen Kafka fernab düsterer Erzählungen – einen Menschen mit Freude am Kochen. Die Ausstellung läuft bis Oktober und wird durch Kochworkshops ergänzt. Literaturexperte Denis Scheck bezeichnet das Kochbuch als «fehlenden Schlüssel zum Verständnis von Kafkas Werk». Was auf dem Teller landet, formt eben auch die Gedanken, die zu Papier fließen.
Weitere Informationen zur Ausstellung finden Sie auf der Webseite des Dresdner Stadtmuseums.