In Stuttgart sorgen neue Ermittlungen gegen die italienische Mafia für Aufsehen. Ein Polizist steht unter Verdacht, geheime Informationen an kriminelle Netzwerke weitergegeben zu haben. Laut Staatsanwaltschaft gehört dieser Fall zum größten Mafia-Verfahren in Baden-Württemberg seit Jahren, mit bisher über 50 Durchsuchungen allein im Großraum Stuttgart.
Der beschuldigte Beamte soll gegen Bezahlung polizeiliche Datenbanken abgefragt haben. «Wir untersuchen, ob vertrauliche Erkenntnisse über laufende Ermittlungen an Mafia-Strukturen gelangt sind,» erklärt Oberstaatsanwalt Thomas Schöllhammer. Die Spur führt zur ‹Ndrangheta, einer der mächtigsten kriminellen Organisationen Europas. Experten schätzen ihren jährlichen Umsatz auf über 50 Milliarden Euro. Der Fall zeigt, wie tief die Mafia in deutsche Strukturen eindringen kann.
Bei meinem Besuch am Landgericht Stuttgart waren die Sicherheitsvorkehrungen bereits deutlich verschärft. Ein weiterer Beamter, der anonym bleiben möchte, bestätigte mir die angespannte Lage: «Die Kollegen sind verunsichert. Vertrauen ist unser wichtigstes Gut.»
Die Ermittlungen könnten erst der Anfang sein. Die Staatsanwaltschaft bereitet mehrere Prozesse vor, die noch in diesem Jahr beginnen sollen. Der Fall wirft ein Schlaglicht auf die wachsende Gefahr der organisierten Kriminalität – auch in einer Stadt, die sich lange sicher wähnte.