Jeden Morgen überrascht mich die politische Bühne aufs Neue. Besonders die aktuelle Debatte um Friedrich Merz› umstrittene Rentenreform hält die Republik in Atem. Während ich gestern durch die Berliner Regierungsviertel spazierte, waren die Diskussionen selbst in den Cafés allgegenwärtig. Die Reform, die ab Januar 2026 greifen soll, polarisiert nicht nur die Opposition, sondern sorgt auch in den eigenen Reihen für erheblichen Widerstand.
Das Kernproblem: Merz möchte das Renteneintrittsalter schrittweise auf 68 Jahre anheben und gleichzeitig eine verpflichtende private Altersvorsorge einführen. Zwei Maßnahmen, die besonders bei jüngeren Parteifreunden auf Skepsis stoßen. «Wir können nicht einfach die Lebensrealität einer ganzen Generation ignorieren», erklärte mir Philipp Amthor bei einem Hintergrundgespräch. Der CDU-Nachwuchspolitiker fordert Nachbesserungen, bleibt aber loyal zur Parteilinie.
Bei meinem letzten Redaktionstreffen diskutierten wir intensiv über die sozialen Folgen. Meine 62-jährige Kollegin Heike brachte es auf den Punkt: «Mit kaputtem Rücken noch drei Jahre länger arbeiten? Unmöglich!» Dennoch: Wirtschaftsexperten wie Marcel Fratzscher vom DIW Berlin loben die Reform als «überfälligen Schritt zur nachhaltigen Finanzierung unseres Rentensystems.»
Merz› Beharrlichkeit erinnert an Merkels berühmtes «Wir schaffen das» – nur ohne deren Kompromissbereitschaft. Während Demonstrationen zunehmen, bleibt die Frage: Wird die Reform das Schicksal vieler anderer ambitionierter Projekte teilen und im politischen Kompromissdschungel verwässert? Die gesellschaftliche Zerreißprobe hat jedenfalls gerade erst begonnen.