Die Straßen Essens liegen seit gestern im Schatten eines Ereignisses, das unsere Stadt erschüttert hat. Der Messerangriff am Hauptbahnhof beschäftigt nicht nur die lokalen Behörden. Die Bundesanwaltschaft hat die Ermittlungen übernommen – ein ungewöhnlicher Schritt, der die Schwere des Falls unterstreicht.
Die Ermittler vermuten ein politisches Motiv hinter der Tat. Der 34-jährige Verdächtige soll gezielt drei Personen angegriffen haben, die an einer Kulturveranstaltung teilnehmen wollten. «Wir müssen solche Angriffe auf unsere offene Gesellschaft mit aller Konsequenz verfolgen«, erklärte Innenministerin Faeser bei ihrem Besuch am Tatort. Laut Polizeipräsidium Essen wurden bei dem Verdächtigen Materialien gefunden, die auf eine extremistische Gesinnung hindeuten. Der Angriff reiht sich in eine besorgniserregende Statistik ein: Die Zahl politisch motivierter Gewalttaten ist in den letzten zwei Jahren um 23 Prozent gestiegen.
Mir selbst stockte der Atem, als ich die Nachricht erhielt. Erst letzte Woche hatte ich an genau diesem Ort eine Reportage über das kulturelle Leben unserer Stadt recherchiert.
Diese Gewalttat zeigt, wie fragil unser gesellschaftliches Miteinander geworden ist. Während die Ermittlungen laufen, bleibt eine Stadt in Sorge zurück. Was als normaler Septembertag begann, hat uns alle daran erinnert, dass der Schutz unserer offenen Gesellschaft nie als selbstverständlich gelten darf.