Der laue Sommerabend in München war wie geschaffen für einen besonderen Kulturgenuss. Die Premiere von Faurés «Pénélope» bei den Münchner Opernfestspielene lockte zahlreiche Besucher in das Nationaltheater. Schon im Foyer war die Vorfreude spürbar. Eine Mischung aus Stammgästen und Neugierigen, die sich von der seltener gespielten Oper verzaubern lassen wollten.
Die Inszenierung von Regisseurin Claus Guth überzeugte durch ihre zeitlose Bildsprache. Der schlichte, aber wirkungsvolle Bühnenaufbau ließ Raum für die emotionale Kraft der Musik. Die kanadische Sopranistin Barbara Hannigan brillierte in der Titelrolle mit technischer Perfektion und berührender Ausdruckskraft. «Diese Rolle ist wie für mich geschrieben», erklärte Hannigan nach der Vorstellung. «Die Komplexität von Pénélopes Charakter ist eine wunderbare Herausforderung.»
Die musikalische Leitung unter Ivor Bolton brachte die Feinheiten von Faurés Partitur zum Leuchten. Das Bayerische Staatsorchester zeigte sich in Höchstform. Besonders die kammermusikalischen Passagen berührten das Publikum tief. Ich beobachtete einen älteren Herrn in Reihe 12, der mehrmals verstohlen eine Träne wegwischte.
Die Opernfestspiele München haben mit dieser Produktion einen kulturellen Schatz gehoben. Die Geschichte der treuen Pénélope, die auf ihren Odysseus wartet, gewinnt in unserer schnelllebigen Zeit neue Bedeutung. In einer Welt voller Ungeduld erinnert uns diese Oper an den Wert der Beständigkeit. Münchens Kulturleben zeigt sich wieder von seiner besten Seite.