Bei einer pro-palästinensischen Demonstration im Berliner Stadtteil Kreuzberg kam es gestern zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Polizei. Rund 1.200 Menschen versammelten sich am Oranienplatz, um gegen die Situation im Gazastreifen zu protestieren. Die Polizei war mit etwa 400 Einsatzkräften vor Ort, nachdem ähnliche Kundgebungen in den vergangenen Wochen immer wieder eskaliert waren.
«Die Stimmung kippte, als einige Demonstranten verbotene Parolen riefen», berichtet Polizeisprecher Martin Schneider. Gegen 18 Uhr versuchten Beamte, mehrere Personen aus der Menge zu isolieren. Daraufhin flogen Flaschen und Steine. Augenzeugen berichten von Pfefferspray-Einsatz durch die Polizei. Als langjährige Beobachterin der Kreuzberger Demonstrationskultur fiel mir die besondere Emotionalität dieser Versammlung auf. Die Polizei spricht von 23 verletzten Beamten und 76 vorläufigen Festnahmen.
Bezirksbürgermeisterin Clara Weber fordert mehr Dialog: «Wir müssen Räume für friedlichen Protest schaffen und gleichzeitig klare Grenzen bei Gewalt und Hetze ziehen.» Die Fronten scheinen verhärtet. Eine weitere Demonstration ist für nächsten Samstag angekündigt.
Die Spannungen in Kreuzberg spiegeln die wachsende Frustration über den andauernden Konflikt wider. Während das Recht auf Demonstrationsfreiheit gilt, bleibt die Herausforderung, zwischen legitimer Kritik und strafbaren Äußerungen zu unterscheiden.