Gestern beobachtete ich im Supermarkt eine erschöpft wirkende Frau. Mit zitternden Händen sortierte sie Einkäufe und Pflegeprodukte. Eine von 4,9 Millionen Menschen, die in Deutschland Angehörige pflegen. Der Pflegenotstand 2024 spitzt sich dramatisch zu. Eine gesellschaftliche Herausforderung, die längst zum Alltag vieler Familien geworden ist.
«Die Politik hat jahrelang weggeschaut», erklärt Christine Vogler vom Deutschen Pflegerat. «Wir brauchen nicht nur mehr Personal, sondern eine grundlegende Neuausrichtung des Systems.» Die Zahlen sprechen für sich: Bis 2030 fehlen voraussichtlich 500.000 Pflegekräfte. Gleichzeitig steigt die Zahl der Pflegebedürftigen kontinuierlich.
Meine Nachbarin Maria pflegt ihren demenzkranken Mann seit drei Jahren. «Manchmal weiß ich nicht mehr, wie ich durchhalten soll», gesteht sie mir beim Gespräch im Treppenhaus. Zwischen Beruf und Pflege bleibt kaum Zeit für eigene Bedürfnisse. Die Bundesinitiative für pflegende Angehörige fordert dringend mehr Unterstützung.
Besonders problematisch: Die finanzielle Last. Pflegeheimplätze kosten durchschnittlich 2.500 Euro monatlich, nur teilweise durch Pflegegeld gedeckt. Viele Familien rutschen in die Armutsfalle.
In dieser Krise zeigt sich der wahre Zustand unserer Gesellschaft. Wie wir mit den Schwächsten umgehen, definiert unsere Menschlichkeit. Während die Politik um Lösungen ringt, tragen Familien die Hauptlast. Der Pflegenotstand ist kein abstraktes Problem – er spielt sich täglich in deutschen Wohnzimmern ab.