Die Dunkelheit im Saal schafft eine besondere Atmosphäre. Fast 400 Menschen sind zur Philipps-Universität Marburg gekommen, um Pınar Atalay zu erleben. Die bekannte TV-Journalistin spricht über ein Thema, das uns alle betrifft: Fake News und ihre Folgen für unsere Demokratie.
«Journalismus bedeutet heute mehr denn je, Orientierung zu geben», erklärt Atalay mit fester Stimme. Die RTL-Moderatorin kennt die Herausforderungen aus erster Hand. Täglich sichtet sie Nachrichten, prüft Fakten, führt Interviews. Besonders in Zeiten von Krisen und Konflikten sei kritisches Denken unverzichtbar. Soziale Medien haben die Nachrichtenlandschaft grundlegend verändert. «Dort gilt oft: Je emotionaler, desto erfolgreicher», so Atalay. Diese Dynamik befeuert die Verbreitung von Falschinformationen.
Besonders beeindruckt mich Atalays Erzählung über ihre Begegnung mit Schülern in Frankfurt. Viele glaubten zunächst an Verschwörungstheorien, die sie online gesehen hatten. Durch geduldiges Nachfragen und Faktencheck konnten sie jedoch zum Umdenken bewegt werden. Die Medienexpertin Prof. Dr. Tanjev Schultz ergänzt: «Medienkompetenz ist heute eine demokratische Grundfertigkeit.»
Bei einem Glas Wasser nach dem Vortrag beobachte ich, wie Studierende Atalay mit Fragen löchern. Ihr Rat bleibt hängen: «Zweifelt an, was ihr lest. Prüft Quellen. Bleibt neugierig.» In einer Zeit, in der Wahrheit oft zur Verhandlungssache wird, scheint dieser Appell wichtiger denn je. Vielleicht ist kritisches Denken unser wertvollstes Werkzeug gegen die digitale Flut der Desinformation.