Der Moment, in dem Routine zur Tragödie wird, lässt mich nicht los. An der bayerischen Grenze endete gestern eine Polizeikontrolle tödlich. Ein Autofahrer durchbrach bei Freilassing die Grenzkontrolle und eröffnete das Feuer auf Beamte. Die Polizisten erwiderten die Schüsse.
Im Morgenlicht wirkt der Kontrollpunkt wie ein gewöhnlicher Grenzübergang. Nichts deutet auf das Drama hin, das sich hier abspielte. Der Fahrer ignorierte die Haltezeichen und beschleunigte. «Solche Vorfälle sind äußerst selten, aber jede Kontrolle birgt ein unkalkulierbares Risiko», erklärt Polizeisprecher Stefan Sonntag. Die Beamten müssen in Sekundenbruchteilen entscheiden. Leben steht gegen Leben.
Letzten Monat beobachtete ich eine Grenzkontrolle bei Passau. Die Routine der Beamten beeindruckte mich. Freundlich, aber wachsam überprüften sie Dokumente. Niemand ahnt, wann aus Alltag Ernst wird. Die tägliche Gratwanderung zwischen Sicherheit und Freiheit bleibt unsichtbar.
Die Ermittlungen laufen auf Hochtouren. Über die Identität des Erschossenen schweigt die Polizei noch. Das Landeskriminalamt übernimmt, wie bei solchen Einsätzen üblich. Die Details können bei der offiziellen Pressemitteilung der Polizei Bayern nachgelesen werden.
In unserer aufgeheizten Debatte um Grenzkontrollen gerät leicht in Vergessenheit, dass Menschen diese Politik umsetzen müssen. Mit allen Risiken. Wenn Sicherheitsfragen auf Menschenleben treffen, gibt es keine einfachen Antworten. Nur die Gewissheit, dass hinter jeder Uniform ein Mensch steht.