Am Rasenrand des Hampden Park in Glasgow herrschte gestern fassungslose Stille auf der deutschen Bank. Schweden führte überraschend mit 2:1 gegen unsere DFB-Frauen – dank einer 18-Jährigen, die gerade ihr Abitur in der Tasche hat. Rosa Kafaji wirbelte die deutsche Abwehr durcheinander und erzielte den entscheidenden Treffer in der 78. Minute. Mit erst vier Länderspielen auf dem Buckel zeigte sie nervenstärke, die manch routinierter Spielerin fehlte.
Bundestrainer Horst Hrubesch wirkte nach dem Spiel ratlos: «Wir hatten die junge Dame auf dem Schirm, aber ihre Dynamik hat uns trotzdem überrascht.» Die Statistik unterstreicht Kafajis Leistung – drei Torschüsse, zwei Schlüsselpässe, eine Erfolgsquote von 92% bei ihren Dribblings. Besonders auffällig war ihre Bewegung zwischen den Linien. Die deutsche Innenverteidigung fand kein Mittel gegen diese Spielweise.
«In der Kabine habe ich mir gesagt: Spiel einfach wie im Training«, erklärte Kafaji lächelnd in der Pressekonferenz. Diese Unbekümmertheit machte sie gefährlich. Im Mittelfeld fehlte dem deutschen Team die nötige Aggressivität, um ihre Kreise einzuschränken. Als die Schwedin in der zweiten Halbzeit vermehrt über die rechte Seite kam, schien der deutsche Matchplan völlig zu zerbröseln.
Vom Tribünenplatz aus war besonders beeindruckend, wie ruhig die junge Spielerin selbst in Drucksituationen blieb. Für das DFB-Team bedeutet diese Niederlage einen herben Rückschlag im Turnierverlauf. Der Weg ins Viertelfinale wird nun deutlich steiniger. Vielleicht ist es aber auch der nötige Weckruf für die kommenden Aufgaben. Die Fußballwelt hat jedenfalls ein neues Gesicht, das man sich merken sollte.