Während ich die regennassen Straßen Münchens entlangschlendere, fällt mir wieder einmal auf, wie sehr Sep Rufs Architektur das Stadtbild prägt. Der neue Dokumentarfilm «Sep Ruf – Architekt der Demokratie» bringt nun Licht ins Leben dieses stilprägenden Baumeisters der Nachkriegszeit. Seine klaren Linien und transparenten Fassaden stehen für einen demokratischen Neuanfang nach dunklen Zeiten.
Die Regisseurin Sonja Lechner widmet sich dem 1908 geborenen Münchner mit spürbarer Leidenschaft. Rufs Bauten wie die Bayerische Staatsbibliothek oder der Deutsche Pavillon zur Weltausstellung 1958 in Brüssel verkörpern seine Vision einer offenen Gesellschaft. «Sep Ruf hat mit seiner Architektur ein Statement für Transparenz und gegen Monumentalität gesetzt», erklärt Architekturhistoriker Winfried Nerdinger im Film. Das berührt mich besonders, da ich letzten Sommer stundenlang in der lichtdurchfluteten Staatsbibliothek recherchierte und die besondere Atmosphäre genoss.
Interessant ist auch Rufs Rolle beim Wiederaufbau der Münchner Akademie der Künste. Als Professor und Architekt prägte er eine ganze Generation. Leider sind viele seiner Bauten heute gefährdet. Die Renovierung des Hauses der Kunst zeigt jedoch, dass sein Erbe langsam wieder Wertschätzung findet. Die Filmvorführungen in der Münchner Stadtbibliothek sind bereits ausverkauft – ein Zeichen für das wachsende Interesse.
In Zeiten, in denen München mit Wohnungsnot und Verdichtung kämpft, wirkt Rufs menschenfreundliche Architektur wie ein Kompass. Seine Gebäude erinnern uns daran, dass Bauen immer auch eine gesellschaftliche Verantwortung bedeutet. Eine Erkenntnis, die wir heute mehr denn je brauchen.