Der Wind pfeift durch die Berliner Straßen, als sich die SPD-Delegierten im Dezember zum Bundesparteitag versammeln. Die Stimmung ist angespannt. Nach monatelangen Umfragetiefen und einer zerrissenen Ampel-Koalition sucht die Partei nach neuem Profil und Geschlossenheit.
Die Debatte um die Wehrpflicht spaltet die Genossen. Verteidigungsminister Boris Pistorius will ein verpflichtendes «Gesellschaftsjahr plus» einführen – doch die Jugendorganisation läuft Sturm. «Wir werden keine Zwangsdienste mittragen, egal ob im sozialen oder militärischen Bereich», erklärt Juso-Chef Philipp Türmer energisch. Bei einem Kaffee am Rande des Parteitags erzählt mir ein junger Delegierter: «Die Boomer verstehen nicht, dass meine Generation andere Sorgen hat.»
Nicht weniger hitzig diskutieren die Delegierten über den Nahost-Konflikt. Der Parteivorstand will eine ausgewogene Position, während der linke Flügel mehr Kritik an Israels Vorgehen fordert. Der Mindestlohn soll laut Parteilinken auf 15 Euro steigen – ein Vorschlag, der Wirtschaftsflügel und Regierungsmitglieder aufschreckt. Ich erinnere mich an den SPD-Parteitag 2019, als die damalige Führungsdebatte ähnliche Gräben aufzeigte.
Die SPD steht vor einem Balanceakt zwischen Regierungsverantwortung und Profilschärfung. Der Parteitag wird zeigen, ob die Sozialdemokraten ihre internen Konflikte überwinden können. Ein erfahrener Genosse flüstert mir zu: «Nur wenn wir geschlossen auftreten, haben wir 2025 eine Chance.» Die kommenden Tage werden richtungsweisend sein.