Als ich heute Morgen durch die Straßen meiner Heimatstadt spazierte, fielen mir die kleinen Risse im städtischen Gewebe auf. Der Spielplatz mit dem kaputten Klettergerüst, die Schlaglöcher in der Nebenstraße. Details, die von knappen Kassen erzählen.
Die jüngste Steuerschätzung macht wenig Hoffnung auf Besserung. Bis 2029 fehlen Bund, Ländern und Kommunen voraussichtlich 31,7 Milliarden Euro an Steuereinnahmen. Eine gewaltige Summe, die unsere Städte direkt zu spüren bekommen werden. Besonders die Kommunen stehen vor einer Zerreißprobe.
«Wir befinden uns in einer ernsthaften Situation», erklärte SPD-Chef Lars Klingbeil gestern. «Die Steuerprognose zwingt uns, harte Entscheidungen zu treffen.» In meinem Gespräch mit dem Kämmerer unserer Stadt sah ich die Sorgenfalten auf seiner Stirn. Er plant bereits Kürzungen bei freiwilligen Leistungen. Das Schwimmbad, die Bücherei, Kulturveranstaltungen – alles steht auf dem Prüfstand.
Was mich besonders nachdenklich stimmt: Bei meinem letzten Besuch im Jugendzentrum erzählten die Betreuer von ihrer Angst vor Mittelkürzungen. Dabei brauchen gerade junge Menschen diese Räume dringend.
Die finanziellen Engpässe werfen grundsätzliche Fragen auf. Welche Infrastruktur wollen wir uns als Gesellschaft leisten? Was macht eine Stadt lebenswert? Die kommenden Jahre werden zeigen, ob wir den Mut zu klugen Investitionen haben oder nur den Rotstift ansetzen. Unsere Stadtbilder werden davon langfristig geprägt sein.