Die Stille des Morgens über München wurde von Baggern unterbrochen. Bauarbeiten für neue Gaskraftwerke haben begonnen – Teil einer kontroversen Energiestrategie der Bundesregierung. Der sogenannte «Südbonus» soll Investoren locken, in Süddeutschland neue Kraftwerkskapazitäten zu schaffen.
«Wir müssen jetzt handeln, um die Versorgungssicherheit im Süden zu gewährleisten», betonte Katherina Reiche, Vorsitzende des Wasserstoffrats der Bundesregierung, bei einer Pressekonferenz letzte Woche. Der Plan sieht vor, bis 2030 insgesamt 10,5 Gigawatt neue Kraftwerksleistung zu installieren. Diese sollen zunächst mit Erdgas betrieben werden, später auf Wasserstoff umrüstbar sein.
Die Strategie ist umstritten. Während Wirtschaftsvertreter die Maßnahme begrüßen, kritisieren Umweltverbände den weiteren Ausbau fossiler Infrastruktur. Gestern stand ich am Zaun einer Baustelle bei Rosenheim. Hinter mir diskutierten zwei Anwohner. «Wieder Gas?», fragte einer kopfschüttelnd. Der andere zuckte mit den Schultern: «Hauptsache, der Strom bleibt da.»
Der zusätzliche Förderbonus für Süddeutschland reflektiert ein strukturelles Problem: Nach dem Atomausstieg fehlen im Süden Erzeugungskapazitäten. Gleichzeitig stockt der Netzausbau von Nord nach Süd. Die Energiewende braucht offenbar Brückentechnologien – auch wenn sie fossil sind.
Vielleicht liegt darin die größte Herausforderung: Den Übergang zu gestalten, ohne alte Abhängigkeiten zu zementieren. Mehr zur Entwicklung der Kraftwerksstrategie auf der Webseite des Bundeswirtschaftsministeriums.