Die Diskussion um die gesperrte Carolabrücke erreicht einen neuen Wendepunkt. Seit dem Teileinsturz im August suchen Dresdner Behörden nach praktikablen Lösungen für die blockierte Verkehrsader. Bei der gestrigen Bürgerversammlung stellte die Stadtverwaltung erstmals konkrete Pläne für eine mögliche Teilöffnung vor. Über 70 Prozent der täglichen 36.000 Fahrzeuge müssen derzeit Umwege fahren.
«Wir prüfen intensiv eine einspurige Verkehrsführung pro Richtung für Autos sowie separate Wege für ÖPNV, Radfahrer und Fußgänger», erklärte Baubürgermeister Stephan Kühn. Die Statik des Bauwerks erlaube unter bestimmten Voraussetzungen eine Teilnutzung. Experten betonen jedoch, dass die Sicherheit absolute Priorität habe. Die Kosten für die notwendigen Sofortmaßnahmen werden auf mindestens 1,2 Millionen Euro geschätzt.
Während meines Besuchs vor Ort war die Frustration der Anwohner spürbar. Die Umleitungen belasten besonders die Albertstadt und Neustadt mit zusätzlichem Verkehr. «Der Umweg über die Waldschlösschenbrücke kostet mich täglich fast 30 Minuten mehr», berichtete eine Anwohnerin aus Blasewitz.
Die DVB plant unterdessen eine verstärkte Fährverbindung als Überbrückungslösung. Eine endgültige Entscheidung zur Teilöffnung soll Mitte Dezember fallen. Der Fall zeigt einmal mehr, wie anfällig Dresdens Verkehrsinfrastruktur trotz ihrer scheinbaren Robustheit sein kann.