Der Himmel über Duisburg erscheint heute ein wenig heller. Nach monatelangem Bangen haben Thyssenkrupp Steel und die IG Metall einen Durchbruch erzielt. Die Verhandlungen, die ich über Wochen beobachtet habe, mündeten in eine Vereinbarung, die tausende Arbeitsplätze sichert. Ein kollektives Aufatmen geht durch das Ruhrgebiet.
Die Einigung sieht vor, dass bis 2030 auf betriebsbedingte Kündigungen verzichtet wird – ein Meilenstein für die rund 27.000 Beschäftigten. «Diese Vereinbarung gibt unseren Kolleginnen und Kollegen endlich die Sicherheit, die sie verdienen», erklärte Knut Giesler, Verhandlungsführer der IG Metall. Gleichzeitig plant Thyssenkrupp den Abbau von etwa 5.000 Stellen, jedoch sozialverträglich durch Altersteilzeit und Abfindungen.
Vergangene Woche stand ich vor dem Werkstor in Duisburg, wo mir ein langjähriger Mitarbeiter seine Sorgen anvertraute: «Mein Vater hat hier gearbeitet, ich arbeite hier – wir sind Stahl.» Diese tiefe Verbundenheit mit dem Unternehmen prägt die gesamte Region. Der Strukturwandel im Ruhrgebiet bekommt durch die Einigung nun etwas mehr Zeit.
Die Transformation der Stahlindustrie bleibt dennoch eine Mammutaufgabe. Während die Arbeitsplätze vorerst gesichert sind, muss sich das Unternehmen neu erfinden. Grüner Stahl und Digitalisierung sind nicht nur Schlagworte, sondern überlebenswichtige Strategien. Der Stahlkocher von gestern wird zum Klimapionier von morgen – eine Metamorphose, die ich weiter begleiten werde.