Die Sonnenuntergänge an meinem Balkon sind dieser Tage besonders farbenfroh. Fast so intensiv wie die aktuelle Debatte um unsere Rentenpolitik. Wirtschaftsexperten haben erneut die Abschaffung der Rente mit 63 gefordert. Eine Maßnahme, die als Reaktion auf die anhaltende Wirtschaftsflaute und den dramatischen Fachkräftemangel diskutiert wird.
In Zeiten des demographischen Wandels stellt die Frühverrentung eine enorme Belastung für unser Sozialsystem dar. Laut aktueller Statistiken nutzen jedes Jahr über 200.000 Menschen die Möglichkeit, nach 45 Beitragsjahren vorzeitig in Rente zu gehen. «Die Rente mit 63 ist ein kostspieliger Irrtum, den wir uns angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen nicht länger leisten können», erklärte Professor Lars Feld vom Walter Eucken Institut in einem Interview. Der renommierte Ökonom gehört zu den prominentesten Kritikern der Regelung.
Gestern begleitete ich meine Tante zum Beratungsgespräch bei der Rentenversicherung. Die Beraterin sprach offen von «Wartezeiten von mehreren Monaten» – so groß sei der Ansturm auf die Frühverrentung. Besonders Fachkräfte im handwerklichen Bereich verabschieden sich früh vom Arbeitsmarkt, obwohl sie dringend gebraucht würden.
Die Wirtschaftsforschungsinstitute prognostizieren für 2024 ein Wachstum von nur 0,1 Prozent. In diesem schwierigen Umfeld könnte eine Reform der Rentenpolitik neuen Schwung bringen. Die Debatte wirft fundamentale Fragen auf: Wie lange können und wollen wir arbeiten? Welchen gesellschaftlichen Wert messen wir der Arbeit im Alter bei? Die Antworten darauf werden unsere Zukunft maßgeblich prägen.