Es ist ein windiger Mittwochmorgen im Hafen von Rostock. Neben den Kränen stehen besorgte Gesichter. Die US-Regierung hat kürzlich ihre Zollerhöhung auf 15 Prozent für europäische Stahlimporte bestätigt. Für unsere regionale Wirtschaft bedeutet das ernste Herausforderungen. Besonders betroffen: Mecklenburg-Vorpommerns metallverarbeitende Betriebe und deren Zulieferer.
«Diese 15 Prozent sind eine schmerzhafte Mehrbelastung», erklärt Sven Müller, Geschäftsführer der Vereinigung der Unternehmensverbände MV. Tatsächlich exportiert unser Bundesland jährlich Metalle und Metallerzeugnisse im Wert von rund 90 Millionen Euro in die USA. Nun drohen Auftragsrückgänge und Preisdruck.
Letzte Woche besuchte ich die Neptun Stahlbau GmbH in Rostock. Zwischen glühenden Schweißfunken erzählte mir ein Vorarbeiter von seinen Sorgen um Arbeitsplätze. Die Stimmung ist angespannt. Denn was in den Handelsbüros als Zollerhöhung beginnt, endet oft auf dem Shopfloor mit Personalentscheidungen.
Dabei hatte sich die Branche gerade von Corona-Einbrüchen erholt. Die Auftragsbücher waren wieder voller geworden. Nun dieser Rückschlag. Die Wirtschaftsexperten der IHK zu Rostock erwarten Umsatzeinbußen zwischen fünf und acht Prozent.
Hoffnung macht die europäische Gemeinsamkeit in diesem Konflikt. Die EU-Kommission und Berlin arbeiten an einer geschlossenen Antwort. Doch bis dahin bleibt unseren Unternehmen nur eines: Durchhalten und kreative Lösungen finden. Was als Handelspolitik in Washington beginnt, verändert hier bei uns den Alltag vieler Familien.