Die Kluft zwischen Politik und Bevölkerung wächst in Deutschland spürbar. Ich merke es an den Gesichtern meiner Gesprächspartner, wenn das Thema auf die aktuelle Regierung kommt. Eine resignierte Handbewegung, ein müdes Lächeln. Laut einer aktuellen Studie der Bertelsmann Stiftung vertrauen nur noch 29 Prozent der Deutschen ihren politischen Vertretern. Der Vertrauensverlust zieht sich durch alle Bevölkerungsschichten.
«Die Politik hat den Kontakt zur Lebensrealität vieler Menschen verloren», erklärt Politikwissenschaftlerin Dr. Helga Weber im Gespräch. In meinem Heimatort spüre ich diese Entfremdung besonders deutlich. Die Schließung des lokalen Schwimmbads trotz Bürgerprotesten ist nur ein Beispiel. Der Frust sitzt tief. Die Preise steigen, während politische Debatten oft an den täglichen Sorgen vorbeigehen.
Besonders die Kommunikation der Regierung stößt auf Kritik. Komplexe Gesetzesvorhaben werden kaum verständlich erklärt. Bei einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Forsa gaben 67 Prozent der Befragten an, politische Entscheidungsprozesse nicht nachvollziehen zu können.
Neulich stand ich beim Bäcker hinter einem älteren Herrn. «Früher haben die Politiker noch gewusst, wie es uns geht», sagte er kopfschüttelnd. Diese Alltagsbeobachtung deckt sich mit den Zahlen: Das Gefühl der Repräsentation schwindet.
Die Demokratie lebt vom Austausch zwischen Bürgern und ihren Vertretern. Mehr Transparenz und Bürgerbeteiligung könnten Brücken bauen. Vielleicht liegt hier der Schlüssel: nicht übereinander, sondern miteinander sprechen. Die gesellschaftliche Kluft zu überwinden, wird die größte Herausforderung der kommenden Jahre.